Wenn die weggehen, dann knallt’s...
30.08.2005

Auch noch zehn Jahre nach dem offiziellem Kriegsende in Bosnien ist das Stadtbild Sarajevos und anderer Städte von Kriegsspuren gezeichnet und auch wenn offiziell Frieden herrscht, sind immer nochinternationale Organisationen in Bosnien vertreten.
Darunter befinden sich die EUFOR als Binde-Glied multinationaler Militäreinheiten, die Organisation für Zusammenarbeit und Sicherheit in Europe (OSZE), das technische Hilfswerk (THW) und internationale diplomatische Vertretungen.
Aber sind diese Organisationen wirklich notwendig, um den Frieden in Bosnien zu wahren?
Laut aktuellen Umfragen glaubt ein Drittel der Bevölkerung, dass ein Abzug jeglicher fremder Hilfe einen erneuten Kriegsausbruch bedeuten würde. Ein alarmierendes Ergebnis, das auch vom Pressesprecher der EUFOR-Truppen in Sarajevo, Oberstleutnant Henn, und Ralf Rodelberger, einem Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks, bestätigt wird.
Demnach ist internationale Hilfe unabdingbar. Allerdings gibt es auch Gegenstimmen - wie der des bosnischen Architekturstudenten Medalem Besic. Seiner Meinung nach wäre das Land stark genug, allein den Frieden zu erhalten, was seiner Meinung nach vor allem an der eigenen Regierung und Armee liegt.
Aber der Weg bis zur Einrichtung eigener Regierungsorgane war weit und wäre ohne weltweite Unterstützung nicht möglich gewesen.
So ist es die Aufgabe der OSZE, die seit 1995 in Bosnien eingesetzt ist, Wahlen zu organisieren, Menschenrechte durchzusetzen und die regionale Sicherheit zu wahren und gleichzeitig das Vertrauen der Bevölkerung zu gewinnen.
Des weiteren gilt es, das Schulsystem zu reformieren und mit lokalen Nichtregierungs-Organisationen (NGO) die Menschrechte zu wahren. Dazu gehört unter anderem der Abbau von Vorurteilen der unterschiedlichen Ethnien und die Integration von Rückkehrern in einen normalen Alltag, um ein friedliches Zusammenleben zu gewährleisten. Dazu muss die Bevölkerung für Politik sensibilisiert werden, um eine Demokratie langfristig zu ermöglichen.
Zusammen mit der EUFOR werden illegal gehortete Waffen eingesammelt und auch in Bosnien werden Kriegstribunale eingerichtet um schnelle Prozesse gegen Kriegsverbrecher zu ermöglichen. Dennoch ist die Zusammenarbeit mit dem internationalen Kriegsverbrechertribunal in Den Haag sowohl für die EUFOR als auch für die OSZE schwierig.
Auch wenn sich einige Tätigkeiten der beiden Organisationen überschneiden, weist das Programm der EUFOR noch andere Schwerpunkte auf: Grundsätzlich ist sie die Ablösung der SFOR, die von 1997 bis 2004 in Bosnien war. Die Hauptaufgabe der EUFOR ist die Stabilisierung des Landes und die Integration in Europa. Sie wird von der „Operation Althea“ übernommen, an der 33 Nationen beteiligt sind. Sie hat durch eine Verteidigungsreform ermöglicht, dass die Armeen der Republik Srpska und Bosniens heute vereint sind. Durch Aktionen wie „Operation Harvest“, die sich mit das Einsammeln illegaler Waffen beschäftigt, und „Spring Clean“, in der illegale Treibstofftransporte und illegaler Holzabbau verfolgt werden, soll das Land sicherer werden.
Aber auch Aufklärungskampagnen - speziell Minen betreffend - stehen auf der Tagesordnung.
Diese finden hauptsächlich in Schulen statt und sind ein wichtiger Teil der Arbeit, da noch ungefähr vier Prozent der Landfläche vermint sind und es noch mindestens 75 Jahre dauert, bis das Land minenfrei ist. Denn eine Entschärfung ist aufwändig und sprengt mit 1000 Euro pro Mine oft den finanziellen Rahmen.
Für Probleme sind bei der EUFOR die LOT-Einheiten zuständig. Diese Einheiten sind speziell für die Zivilbevölkerung in den Städten präsent, um sich dort über mögliche Probleme zu informieren.
Dennoch erweist sich die Arbeit nicht immer als einfach.
Es gibt weiterhin ethnische Spannungen unter anderem in Bilea, Stolac, Mostar und Pale. Und auch Extremismus sowohl im politischem als auch im religiösen Sinn sorgen immer wieder für Konflikte.
Dies sind Probleme, die von offizieller Seite geleugnet werden.
Allerdings hat sich die Situation in Bosnien in den vergangenen Jahren gebessert, sodass die Anzahl der Soldaten in den letzten Jahren stark heruntergesetzt werden konnte, waren 1999 60.000 Soldaten im Einsatz, sind es heute nur noch 7.000.
Die OSZE hat bereits wichtige Aufgaben erfüllt. Nach den Wahlen 2004 verlor sie das Mandat, einzelne Politiker oder sogar ganze Parteien auszuschließen. Auch das Einsammeln der Waffen ist längst keine tragende Tätigkeit mehr, da dies hauptsächlich von der EUFOR übernommen wird, und auch diese damit beschäftigt ist, diese Tätigkeit auf lokale Behörden zu übertragen.
Somit ist die Frage über die Notwendigkeit laut geworden, die sogar mit Kritik verbunden wurde.
So liefen die Schulreformen nur schleppend voran und auch der Empfang der Rückkehrer war nur am Anfang stärker organisiert. Des weiteren wird bemängelt, dass das internationale Personal durch ständige Wechsel keine tief greifenden Kenntnisse besitzt.
Dennoch ist die internationale Unterstützung, wenn auch in einem schwächerem Maße als vor ein paar Jahren, wichtig um den Frieden in Bosnien zu wahren, damit die Kriegsspuren in bosnischen Städten auch weiterhin der Vergangenheit angehören.

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