Skizze aus Sarajevo .
25.07.2005

Da sitzt er. Auf einer schönen, dunkelbraun-lakierten Bank. Ich kann meinen Blick nicht von ihm wenden. Langsam schlürft eine Bedienung zu ihm herüber, bringt ihm Kaffee, gelassen. Messingfarbendas kleine Kännchen, auf einem silbrig-glänzenden Tablett. Stellt es auf das kleine Bänkchen vor dem Laden. Der Alte blinzelt, träumt. Sein blaues Hemd mit den weißen Streifen, dunkelbraun-graue Hosen, schwarze Sandalen. Mein Stift setzt langsam an, dringt in seine Gesichtszüge, Falten, kleine, sonnengeblendete Augen, ein schmaler Mund. Sein linkes Bein ist elegant über das rechte gefaltet, schelmisch lugt eine Socke hervor. Weiter wandert mein Stift, sieht die Regenrinne, die sich leise an das Fenter im Hintergrund schmiegt. Im Vordergrund Steine, grob geflastert. In der rechten Hand ruht die Zigarette, gelegentlich zum Mund geführt, zwischen Kaffee und Stille. Mein Stift wird stumpf; das Bild ist keine Wahrheit, ein Augenblick. Leicht füge ich noch Flächen mit Aquarellfarben zusammen: sienna, grau, olivefarben, ein wenig beige. Der Hintergrund verliert sich in einem Elfenbeinschwarz und hebt den Alten heraus. Zehn Minuten später: er steht auf. Geht langsam seines Weges. Aber mein Augenblick dauert noch ein bißchen an.

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2005 - Sarajevo ::: 2007 - Vietnam