Der Mond scheint heller
29.07.2005

Die Klimaanlage des Busses hält die Frierenden wach. Gerade waren da noch die Alpen, die erstklassigen Autobahnen, der offensichtliche Reichtum des doch so kleinen Landes. Das ordentliche, aufgeräumte Österreich verschwindet, um die Reisenden auf die andere Seite der slowenischen Grenze zu entlassen.
Dort ist es dunkel und ruhig.
Der Bus schläft, der Mond scheint. Heller als sonst, irgendwie.

Es ist der selbe Mond, den in Deutschland alle Familien beobachten können, die mit mehr oder weniger großen Ängsten ihre Kinder in „das andere Europa“ reisen lassen. Es ist derselbe Mond, den wir Stunden später über Sarajevos Dächer scheinen sehen, dessen Schönheit wir dort bewundern.
Und es ist derselbe Mond, dessen Licht nun – zurück in der Heimat (?) - durch die Spalten meiner Jalousie hindurch dringt.

Man kann den Mond nicht immer sehen, dennoch weiß man: Er ist immer da. So als wäre er der einzig Mächtige, dem es trotz allem gelingt, Bruchstücke zusammenzuhalten. Nichts ist so sicher wie der Mondschein.

Es ist der selbe Mond, der gleichzeitig Mazedonien, Slowenien, Kroatien, Serbien-Montenegro und Bosnien-Herzegowina beleuchtet.
Es ist derselbe Mond, dessen Schein heilig über das damalige Jugoslawien leuchtete, als Mienen abgeworfen, Kinder getötet und Frauen vergewaltigt wurden.

Der Mond geht bald unter. Fortsetzung folgt?!

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